

Durch Nest, Fundort und Aussehen (Habitus) ist das hier dokumentierte Insekt eindeutig der Hymenopteren-Familie der Eumenidae und darin der Gattung Eumenes (Brachymenes) zuzuordnen. Die abgebildete Körperfärbung unterliegt aufgrund des verwendeten Filmmateriales bzw. des Entwicklungsprozesses allerding einer leichten Farbverfälschung durch Intensivierung des Blautones, der in der Natur und bei Sonnenbestrahlung nur als schillernder blauvioletter Metallglanz des sonst dunklen Insektenkörpers wirkt, und durch die Verstärkung des Eindruckes des "Goldstaubüberzuges" auf dem Thorax, der in der Natur und am lebenden Tier auch nur aus bestimmten Betrachtungswinkeln im Verhältnis zur Lichteinstrahlung erkennbar ist.
Die Abgrenzung zur Schwesterart E. dyscherus ist insbesondere anhand des letzten Bildes der Sequenz möglich, das deutlich die bereits im vorangegangenen Kapitel abgebildete Form des ersten, verlängerten Abdominalsegmentes wiedergibt, und das dem von Giordano Soika beschriebenen und von D´Este gezeichneten Beispiel für E. wagnerianus entspricht. Auch das zweite Unterscheidungsmerkmal, die am Kopf im Bereich der Ocellen regelmäßig punktierte Stirn, ist trotz der geringen Bildauflösung der Fotografie (RICOH KRx10 Spiegelreflex und Soligor 28-200 Teleobjektiv auf Kodak Gold 100/36 Farbnegativfilm, gescannt mit Konica Minolta Dual Scan, digitale Ausschnittsvergrößerung mit Adobe Photoshop 6.0) auf der letzten Abbildung der Sequenz noch erahnbar.
Anhand der beiden später geschlüpften und aufbewahrten Wespen wurde ein phänologischer Vergleich mit Sammlungsmaterial der "Colección Francisco Luis Gallego" des Departamento de Biología der Universidad Nacional de Colombia – Sede Medellin und der Entomologischen Sammlung des Departamento de Ciencias Naturales der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá D.E. durchgeführt. Die Hymenopterensammlung verfügte im Frühjahr 2002 über etikettierte Vergleichsexemplare der Art "Brachymenes wagnerianus", das bei betrachtendem Vergleich mit den aus dem Nest geborgenen Wespen unverwechselbare Ähnlichkeit aufwies. Bestimmungsliteratur war in Medellin nicht vorhanden, Vergleichsexemplare von E. dyscherus fehlten an beiden Sammlungsorten, so daß die Unterscheidungsmerkmale zu E. dyscherus damals nicht verglichen werden konnten. Die Etikettdaten der Tiere waren: Risaralda: Mistrato. Corregimiento San Antonio del Chami, April 1992; gesammelt von F. Fernandez, bestimmt durch J.M. Carpenter.
Eine erneute, im Juni 2002 mit dem Bestimmungsschlüssel aus dem Werk Vespidos de Colombia von Carlos Sarmiento Monroy aber ohne Vergleichsmaterial durchgeführte Nachbestimmung brachte den Autor wiederum zu dem Ergebnis, daß es sich bei der gefundenen Wespe um E. wagnerianus handelt. Doch kann anhand der Unterschiedsbeschreibung der Unterscheidungsmerkmale im Bestimmungsschlüssel von Sarmiento Monroy (1997) ohne abbildende Detailzeichnungen zum Merkmalsvergleich kaum eine sichere Abgrenzung zwischen den beiden Schwesterarten gefunden werden.
Diese Unterscheidungsmerkmale sind nur im Artikel zur Revision der Eumenidae von Giordano Soika abgebildet, der in Kolumbien im Jahre 2002 nicht zu konsultieren war. Doch läßt die zu Grunde Legung der Verbreitungsangaben in der Literatur die Schlußfolgerung zu, daß E. dyscherus in Kolumbien gar nicht vorkommt. Die einzige Fundortangabe für diese Art in Kolumbien ist "Boyaca: Muzo", was gleichzeitig mit einem der Fundorte von E. wagnerianus identisch ist, so daß hier möglicherweise eine Verwechslung vorliegt. Somit besteht kein Zweifel, daß es sich bei der nestbauenden Wespe um ein Exemplar der Art E. wagnerianus gehandelt haben muß, zumal aus den drei erstangelegten Brutkammern des Nestes ausgewachsene Wespen dieser Art schlüpften bzw. darin gefunden wurden.
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